Vorwort

Vorwort

Wirtschaftliches Umfeld – Strommarkt

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine verursachte einen starken Anstieg der Erdgaspreise. Diese Energiekrise hat sich auf die Preise aller Produkte ausgewirkt. In Frankreich bestätigte EDF-Wartungsprobleme ihres Nuklearparks, was zu einem Rückgang der Kernenergieproduktion führte. Diese beiden bedeutenden Ereignisse führten 2022 zu extremen Marktpreisschwankungen. In diesem Zusammenhang eignet sich eine flexible Anlage wie Nant de Drance hervorragend dazu, das Stromnetz zu stabilisieren.

Die Schweiz hatte einen aussergewöhnlich heissen und trockenen Sommer. Dieser heisse Sommer war für die Hydraulizität der Gletscherwassereinzugsgebiete von Vorteil, während Wassereinzugsgebiete in mittlerer Höhenlage unter der Trockenheit litten. In der Schweiz erreichte der durchschnittliche Strompreis Epex Spot Base 282 EUR/MWh, was einem Anstieg um +145% gegenüber 2021 (115 EUR/MWh) entspricht. Der Füllstand der Speicherseen zu Beginn des Jahres 2022 betrug nur 50%. Der anhaltende Preisanstieg im Zusammenhang mit der Gefahr von Engpässen im Winter 2022/23 und die aussergewöhnlich milden Temperaturen Ende 2022 haben es den Produzenten ermöglicht, den Füllstand der Speicherseen auf einem sehr hohen Niveau zu halten, und zwar im Durchschnitt auf 75% am 31.12.2022.

Starke Marktpreisschwankungen seit Ende 2021 haben auch zu einem starken Anstieg des Liquiditätsbedarfs der an europäischen Börsen tätigen Elektrizitätsunternehmen geführt. Obwohl die Schweizer Unternehmen gut positioniert sind, könnte eine unkontrollierbare Kettenreaktion im schlimmsten Fall die Liquidität eines systemrelevanten Stromkonzerns und die Versorgung des Landes gefährden. Der Bundesrat hat einen Rettungsschirm für systemrelevante Elektrizitätsunternehmen vorbereitet und das entsprechende Gesetz an das Parlament weitergeleitet, das es im Herbst 2022 verabschiedet hat.

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Michael Wider

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Alain Sauthier

In der Europäischen Union (EU) lieferten neue erneuerbare Energien (neE) gemäss dem Anfang Januar 2023 veröffentlichten Bericht «European Electricity Review» 2022 erstmals mehr Strom als Erdgas. Im Jahr 2022 wurde fast ein Viertel (22%) des in der EU verbrauchten Stroms aus Wind- und Solarenergie gewonnen, was deutlich mehr ist als der Kohlestrom (16%) und sogar erstmals das fossile Gas (20%), das zur Stromerzeugung genutzt wird, übertrifft. Dadurch wird der Bedarf an Speicherkraftwerken wie Nant de Drance noch verstärkt, weil sie es ermöglichen, den zeitweilig erzeugten neE-Strom aufzuwerten.

Mit dem Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 und der notwendigen Dekarbonisierung des Energiesystems wird die schweizerische Stromproduktion stark zunehmen müssen, mit einem erheblichen Anteil der zeitweiligen Produktion aus erneuerbaren Energien. Dadurch wird der Einsatz eines Kraftwerks wie Nant de Drance weiter gefördert.

Die Gefahr von Energieknappheit oder sogar Stromabschaltungen im Winter 2022/23 wurde auf politischer Ebene ernst genommen, um vorbeugende Massnahmen (Energieeinsparungen und strategische Reserve) zu ergreifen. Insbesondere hat der Bund eine Wasserkraftreserve von 400 GWh für den Winter 2022/23 geschaffen, ergänzt durch Reservekraftwerke, die mit Gas oder anderen Energieträgern betrieben werden können. In diesem Zusammenhang wird in Birr ein Kraftwerk mit hochmodernen Gasturbinen mit einer Leistung von 250 MW installiert. Der Bund schloss auch Verträge mit dem thermischen Kraftwerk Cornaux und anderen Auftragnehmern mit Notstromgeneratoren ab. So können im Winter 2022/2023 etwa 300 MW Energie mobilisiert werden.

Am 22.9.2022 wurden im Ständerat Gespräche über den «Mantelerlass» (kombinierte Überarbeitung des Energiegesetzes und des Stromversorgungsgesetzes) aufgenommen. Ziel ist die Förderung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, insbesondere aus Wasserkraft. Die in der parlamentarischen Initiative Girod vorgesehenen Unterstützungsmassnahmen wurden beibehalten: Bei Projekten im Bereich erneuerbare Energien wurde die Wahl zwischen Investitionsbeihilfe und variabler Marktprämie hinzugefügt. Darüber hinaus sind die fünfzehn Projekte des «Runden Tisches zur Wasserkraft» im Anhang des Gesetzentwurfs aufgeführt, was ihnen einen verbindlichen Charakter verleiht, um die Energiewende zu beschleunigen. Eines dieser Projekte ist die Erhöhung der Staumauer Emosson, deren potenzielle Auswirkungen auf den Betrieb von Nant de Drance derzeit analysiert werden. Die Bearbeitung des Dossiers in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK-N) begann Ende Oktober 2022, und die Beratungen im Nationalrat sind für die Frühjahrssession 2023 vorgesehen.

Politisch gesehen ist nach dem Beschluss des Bundesrates vom 26.5.2021, die Verhandlungen mit der EU über ein institutionelles Rahmenabkommen zu beenden, der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU etwas in die Ferne gerückt. Die mangelnde Zusammenarbeit im Strombereich führt zu einem erhöhten Systemrisiko und schränkt die Handelsströme ein.

Nach dem Ausscheiden der Bundesrätin Simonetta Sommaruga wird das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) ab 1.1.2023 von Bundesrat Albert Rösti geleitet.

Ausblick 2023

Das Ziel von Nant de Drance im Jahr 2023 ist es, die letzten Anfangsschwierigkeiten zu beheben und den Aktionären ein Kraftwerk mit hoher Verfügbarkeit bereit zu stellen. Die ersten Betriebswochen Anfang 2023 zeigen eine Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit, die als sehr gut bezeichnet werden können.

Danksagungen

Der Verwaltungsrat dankt den Mitarbeitenden von HYDRO Exploitation, der SBB und Alpiq, die sich effizient dafür eingesetzt haben, die Anlage in Betrieb zu nehmen und den reibungslosen Betrieb des Unternehmens sicherzustellen.