Tätigkeitsbericht

Erstes vollständiges Jahr nach Aufnahme des kommerziellen Betriebs

Nachdem die Anlage 2022 bereits sechs Monate kommerziell betrieben wurde, war das Jahr 2023 das erste vollständige Jahr in diesem Modus. Die Organisation ist eingerichtet, die erforderlichen Mandate, insbesondere für die Geschäftsführung, den örtlichen Betrieb und das Energiemanagement wurden erteilt. Jeder Partner managt die Leistung und Energie, die ihm entsprechend seines Anteils am Unternehmen zur Verfügung stehen. Zwar fallen die durch das Pumpspeicherkraftwerk erzeugten Energiemengen geringer als erwartet aus, dennoch trägt es wesentlich zur Regelung des Stromnetzes bei.

Dashboard Betrieb

2023 stiegen Produktion (1 010 GWh) und Pumpspeicherung (1 222 GWh) im Vergleich zum Vorjahr, dessen erste Hälfte noch durch die Inbetriebnahme der Maschinen gekennzeichnet war, um rund 25%. Diese Zahlen entsprechen etwa 50 Füllungen des oberen Stausees Vieux Emosson.

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Monatliche Erzeugung und Pumpen des Kraftwerks (links) und Beitrag nach Gruppen (rechts)

Die Verfügbarkeit der Maschinen im Jahr 2023 entspricht angesichts der durchgeführten Kontrollen und Arbeiten den Erwartungen: 80,3% im Turbinenbetrieb, 75,9% im Pumpbetrieb (Zielwerte 76%). Die Anzahl der unterbrochenen Betriebszyklen beträgt 103 bei 4 543 geforderten Zyklen. Die Ansprechrate liegt damit bei knapp 98% und fällt für ein junges, komplexes Kraftwerk völlig zufriedenstellend aus. Das Ziel von 99% erscheint in den nächsten Jahren erreichbar. Die Jahresgesamtzahl der Betriebsstunden der sechs Pumpturbinen belief sich auf 18 896. Die durchschnittliche Betriebsrate der Maschinen lag damit bei 36%.

Diese Zahlen lassen auf ein ausgezeichnetes technisches Know-how schliessen und stimmen die Aktionäre von Nant de Drance SA sehr optimistisch.

Geschäftsführung, Instandhaltung und Investitionen

Die laufende Instandhaltung erfolgt nun durch das für den örtlichen Betrieb zuständige Team der SBB. Ein Beispiel: Jede Pumpspeichergruppe wird alle sechs Wochen einen Tag lang instand gehalten, während die anderen fünf Gruppen ohne Ausfallzeiten wöchentlich kontrolliert werden.

Die letzten Arbeiten am Boden des Maschinenraums wurden im Februar und März ausgeführt. Nach der Verlegung eines Estrichs wurde dieser mit Dehnungsfugen versehen. Anschliessend wurde ein Harz aufgetragen.

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Letzte Arbeiten am Boden des Maschinenraums

Die Inbetriebnahme der zweiten 380-kV-Leitung Châtelard-Bâtiaz durch Swissgrid erforderte im April eine dreiwöchige komplette Abschaltung des Kraftwerks. Diese Betriebsunterbrechung wurde genutzt, um die Anlagen zu inspizieren und geplante Arbeiten durchzuführen.

Bei den Drosselklappen des oberen Stausees und den Schützen des unteren Stausees erfolgten Prüfungen zum Ende der Gewährleistung; zudem wurden die beiden Wasserwege in Anwesenheit des Lieferanten gepanzert. Das Inspektionsergebnis war zufriedenstellend, die wenigen festgestellten Mängel werden behoben.

Prüfungen zum Ende der Gewährleistung erfolgten auch für die Gruppen Nr. 2 und Nr. 3. Die zahlreichen Demontagen, Inspektionen und Tests ermöglichten es, die Zuverlässigkeit der Komponenten, insbesondere der Motor/Generator-Einheiten und der Laufräder der Pumpturbinen zu bestätigen; nach über 4 000 Betriebsstunden wiesen diese keine Kavitationsspuren auf. Einige Mängel wurden festgestellt, die jedoch die ordnungsgemässe Funktion der Maschinen nicht in Frage stellen. Dazu zählen beispielsweise Probleme mit schwergängigen Verschraubungen, stellenweise beschädigter Korrosionsschutz oder nicht den Anforderungen entsprechende Lager des Regelrings. Diese Mängel werden instand gesetzt und/oder entsprechende Garantieansprüche geltend gemacht; die Anpassung an die Vorschriften erfolgt durch den Lieferanten und zu seinen Lasten.

Für die Funktionsstörungen an den beiden Niederdruckkugelschiebern konnte durch den Hersteller eine Lösung gefunden werden. Die Gummidichtungen des beweglichen Rings der Kugelschieberbetriebsdichtung der Schütze der Gruppe Nr. 3 wurden ausgetauscht, um die Reibung zu verringern. 2024 werden noch Validierungstests unter kritischsten Bedingungen durchgeführt, d. h. bei niedrigem Füllstand des unteren Stausees Emosson.

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Ausbau eines Ventilkegels

Es wurden zwei Ersatzkugelschieber (Hoch- und Niederdruck) bestellt, da es sich bei den zwölf Kugelschiebern des Kraftwerks nicht um Standardelemente, sondern um Massanfertigungen handelt. Bei Problemen während des Betriebs oder Problemen, die bei künftigen Revisionen festgestellt werden, können sich die Herstellungs-, Liefer- oder Instandsetzungsfristen als sehr lang erweisen. Die Vorhaltung von Ersatzteilen ermöglicht es, einen Standardaustausch der Schieber vorzunehmen und damit die Ausfallzeiten und -kosten erheblich zu senken.

Die Leistungsmessungen der Pumpturbinen und der Motor/Generator-Einheiten belegten, dass die Wirkungsgrade der Maschinen über den Garantiewerten liegen. Der Wirkungsgrad des vollständigen Pumpturbinenzyklus lag für das Berichtsjahr bei über 81%.

Im Rahmen der Erweiterung der für Swissgrid erbrachten Dienstleistungen zur Sicherstellung eines stabilen Stromnetzes wurden die Modi Synchronkompensator in Pumpe und statischer Kompensator (mithilfe von Frequenzumrichtern) getestet und qualifiziert. Daher kann die «überobligatorische » Systemdienstleistung der Spannungshaltung gemäss den vereinbarten Vergütungsparametern für Swissgrid erbracht werden.

Um die Cybersicherheit zu verbessern, wurden durch IT-Spezialistinnen und -Spezialisten Analysen erstellt und neue umfassende Sicherheitsrichtlinien festgelegt. Massnahmen zur Erhöhung des Sicherheitsniveaus wurden 2023 umgesetzt, weitere Massnahmen sind 2024 vorgesehen. Zudem wird 2025 die Erneuerung des SCADA-Systems (Supervisory Control And Data Acquisition) durch die Einbindung sämtlicher Cybersicherheitsaspekte erfolgen.

Im Jahr 2023 kam es zu keinem Vorfall in Bezug auf die Anlagensicherheit.

Ausblick 2024

Das Hauptziel der Nant de Drance SA besteht darin, den Aktionären ein absolut zuverlässiges und verfügbares Kraftwerk zu bieten. 2024 werden die Prüfungen zum Ende der Gewährleistung der sechs Maschinen nach und nach für die vier verbleibenden Gruppen fortgesetzt. Die angestrebte Verfügbarkeitsrate liegt bei rund 70%, auch unter Berücksichtigung der Instandhaltungsarbeiten durch Swissgrid, die den Betrieb des Kraftwerks beim gegenwärtigen Stand des Ausbaus des Höchstspannungs-Stromnetzes noch einschränken.